Tollwut

Vorbeugung und Therapie

Zur Untersuchung auf Tollwut-Immunität: 1-2 ml Serum ohne Konservierungsmittel einschicken


Tollwutprophylaxe und Therapie - 12 goldene Regeln

A. Holen Sie sich notwendige Informationen

  1. Informieren Sie sich über die epidemiologische Situation der Tollwut in der Welt
  2. Erfragen Sie die Namen der in den einzelnen Ländern vorhandenen Zellkulturimpfstoffe und über die Impfindikation
  3. 3. Lesen Sie die Empfehlungen der WHO- bzw. des RKI zur Tollwut.

B. Unterrichten Sie Ihren Patienten

  1. Informieren Sie über
    (a) die Möglichkeiten der Übertragung des Tollwutvirus (vor allem durch Biss),
    (b) das Risiko der Tollwutexposition in den Gebieten, die besucht werden sollen (kurzer oder langer Aufenthalt) und
    (c) die postexpositionelle Therapie im Falle eines Bisses,
    (d) eine Impfstelle, die Zellkulturimpfstoff und RIG verabreicht, in erreichbarer Nähe vom Aufenthaltsort,
    (e) die in dem Gebiet vorhandenen Zellkulturimpfstoffe.
  2. Warnen Sie vor dem Streicheln von Tieren, selbst " süßen" jungen Hunden und Katzen in Gebieten mit Tollwutendemie.
  3. Empfehlen Sie eine präexpositionelle Impfung (nach STIKO; je 1 Impfdosis am Tag 0, 7, 21 [oder 28])
    (a) bei einem langen (beruflichen) Aufenthalt von mehr als 2 Monaten oder
    (b) häufigen kurzen Aufenthalten in Tollwut-endemischen Gebieten oder
    (c) bei einem Treckingurlaub in unwegsamen Gebiet mit Tollwutexpositionsrisiko
  4. Raten Sie für den Fall einer Exposition (Biss),
    (a) sofort einen Arzt zur Einleitung der postexpositionellen Therapie aufzusuchen,
    (b) die Wunde mit Seife auszuwaschen, sofern kein Arzt in der nächsten Stunde erreichbar ist,
  5. Überzeugen Sie sich, dass der Arzt nach Zellkulturvakzine zu fragen ist und dass es bei Fehlanzeige besser ist,
    (a) die Praxis ungeimpft zu verlassen, sofern ein solcher Impfstoff nicht vorhanden ist und
    (b) das nächstgelegene Impfzentrum mit Zellkulturvakzine aufzusuchen, sonst ggf. Rückreise nach Deutschland.

C. Führen Sie die Impfungen entsprechend den STIKO-Empfehlungen durch

  1. Sofortige Desinfektion der Wunde, aber kein Vernähen der Wunde. Ist dies unvermeidlich, muss RIG besonders sorgfältig im Wundgebiet infiltriert werden
  2. Bei der postexpositionellen Therapie sofortige und simultane Applikation von Zellkulturimpfstoff und RIG bei Kategorie 3 -Expositionen oder Kontakt mit der Flüssigkeit eines Impfköders auf verletzter Haut.
    (a) Injektion des Zellkulturimpfstoffs nur i.m. in den M. deltoideus, nie (!) In die Glutaealregion,
    (b) nach dem „Essen-Schema“ (je 1 Impfdosis an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28. Die Impfung am Tag 90 kann entfallen.) oder dem „Zagreb-Schema [nur für Rabipur]“ (2 Impfdosen am Tag 0 in versch. Extremitäten sowie je 1 Impfdosis an den Tagen 7 und 21).
    (c) War das die Exposition verursachende Tier nicht Tollwut infiziert, sollte das Essen-Schema möglichst erst nach der dritten Impfung abgebrochen werden (vollständige präexpositionelle Immunisierung)
  3. RIG wird bei der postexpositionellen Therapie
    (a) bei der erstmaligen Exposition (Kategorie 3) nur einmal gleichzeitig mit der ersten Impfstoffdosis verabreicht,
    (b) nach früher verabreichter prä-oder postexpositioneller Impfung nie verabreicht,
    (c) Infiltration einer möglichst großen Menge an RIG in und um die Wunde, den Rest systemisch in die Glutaealregion (20 IU/kg Körpergewicht)
    (d) die Menge an RIG nicht erhöhen.
    (e) sollte wegen einer großflächigen Wunde die Menge an der RIG zu Infiltration nicht ausreichen, kann RIG bis 1:10 mit phys. NaCl verdünnt werden.
  4. 12. Bei Einleitung der postexpositionelle Therapie (Kategorie 3) im Ausland ist diese in Abhängigkeit von Zellkulturtyp und Gabe von RIG im Ausland fortzusetzen (siehe Tabelle im Kapitel „Impfung –wann und wie“).